Dramatische Veränderungen der weltweiten Fruchtbarkeit zu erwarten

Neue Studie

 

In einer aktuellen Studie1, die kürzlich im renommierten medizinischen Fachjournal “The Lancet” erschienen ist, wurden die bisherigen Entwicklungen der weltweiten Fruchtbarkeit von 1950 bis 2021 untersucht und Prognosen bis zum Jahr 2100 abgeleitet. Als Maßzahl für die Fruchtbarkeit wurde die Gesamtfertilitätsrate (GFR) herangezogen, also die Zahl der Kinder, die eine Frau durchschnittlich im Laufe ihres Lebens zur Welt bringen kann.

 

Die Gesamtfertilitätsrate sinkt

Die Studienergebnisse zeigen eine drastische Veränderung: In den untersuchten Jahren sank die Gesamtfertilitätsrate um mehr als die Hälfte von 4,84 auf 2,23. Die Wissenschaftler*innen von „The Lancet“ prognostizieren einen weiteren Rückgang der GFR auf 1,83 in 2050 und auf 1,59 im Jahr 2100.
Ebenso wurde ein Rückgang der weltweiten Geburten von 142 Millionen im Jahr 2016 auf 129 im Jahr 2021 verzeichnet. Ein hoher Anteil (29,2 %) dieser Geburten fand sich in den Subsahara-Ländern Afrikas. Dieser Prozentsatz soll bis zum Jahr 2100 auf 54,3 % ansteigen. 

Dieser Abwärtstrend bedeutet auch, dass es im Jahr 2100 nur noch in sechs Ländern (Samoa, Somalia, Tonga, Niger, Tschad und Tadschikistan) ausreichend Geburten geben wird, um ein Schrumpfen der Bevölkerung zu verhindern. Damit die Größe der Bevölkerung stabil bleibt, sollten Frauen nämlich im Durchschnitt 2,1 Kinder bekommen. Für unseren ärztlichen Leiter Univ.-Prof. Dr. Heinz Strohmer ist klar: 

„Diese Ergebnisse zeigen einmal mehr, wie wichtig es ist, Frauen, Paare und Familien dabei zu unterstützen, Kinder zu bekommen. Österreich ist hier in der glücklichen Lage, dass bereits vor Jahren ein Fonds eingerichtet wurde, der Kinderwunschpaare bei der Behandlung mit In-vitro-Fertilisation (IVF) finanziell unterstützt.“

Auswirkungen auf Gesellschaft, Wirtschaft und Sozialsystem

Konkret lassen sich aus den Ergebnissen folgende Schlüsse ziehen:
1.    Die Fruchtbarkeit sinkt weltweit und dieser Abwärtstrend wird weiter anhalten.
2.    Es kommt zu einer Verschiebung der Geburten in Regionen und Ländern mit geringem Lebensstandard.
3.    Diese Veränderungen haben weitreichende Auswirkungen auf die Wirtschaft und das Sozialsystem in Ländern mit hohem Lebensstandard, denn u.a. führt die zunehmende Alterung der Bevölkerung und die prognostizierte unzureichende Geburtenrate zu einem Mangel an Arbeitskräften.

 
Quelle:
[1] Bhattacharjee, Natalia V et al., Global fertility in 204 countries and territories, 1950–2021, with forecasts to 2100: a comprehensive demographic analysis for the Global Burden of Disease Study 2021. The Lancet