Mit der Schilddrüse hat man tatsächlich eine Hormonfabrik am Hals: Die kleine Drüse gibt die Schilddrüsenhormone T4 und T3 ins Blut ab, die zahlreiche Stoffwechselvorgänge in unserem Körper beeinflussen. Verschiedene Erkrankungen können zu einer Schilddrüsenüber- oder unterfunktion führen.
Eine Schilddrüsenfehlfunktion kann zu unregelmäßigem Zyklus, verminderter Fruchtbarkeit, erhöhtem Fehlgeburtsrisiko und zu eingeschränkter geistiger und körperlicher Entwicklung des ungeborenen Kindes führen.
Die Schilddrüsenfunktion wird durch das Hormon TSH (Thyreoidea stimulierendes Hormon) gesteuert, das von der Hirnanhangdrüse ins Blut abgegeben wird. Als erstes Anzeichen einer Unterfunktion steigt der TSH-Wert an, bei einer beginnenden Überfunktion fällt er ab.
Durch die Bestimmung des TSH und der freien Schilddrüsenhormone im Blut, kann eine Schilddrüsenfehlfunktion festgestellt werden. Um die zugrundeliegende Erkrankung zu diagnostizieren, sind meist weitere Untersuchungen nötig (TRH-Test, Bestimmung der Schilddrüsenantikörper, Ultraschall, usw.).
Schilddrüse & Kinderwunsch
Bei Frauen im gebärfähigen Alter soll der TSH-Wert unter 2.5 mU/L liegen, damit im Falle einer möglichen Schwangerschaft auch schon in den ersten Wochen die Versorgung des Embryos mit TSH sichergestellt ist. Bei Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch ist es oft sinnvoll, niedrigere TSH-Werte anzustreben.
Das erste Zeichen einer Schilddrüsenüberfunktion ist ein verminderter TSH-Wert unter 0.4 mU/L im Blut (der nicht durch die laufende Therapie mit TSH bedingt ist). Hier ist unbedingt eine weitere Schilddrüsenabklärung erforderlich.
Wann wir zu einer ausführlichen Schilddrüsenabklärung raten
mehrmals in Vorbefunden dokumentiertes TSH > 2.5 mU/L bzw. ein Anstieg im TRH-Test > 20 mU/L
erhöhte Schilddrüsenantikörper
bestehende oder frühere Schilddrüsenerkrankung bzw. Schilddrüsenoperation
nach Einnahme von Schilddrüsenmedikamenten
Typ 1 Diabetes oder andere Autoimmunerkrankungen
nach Bestrahlung des Kopfes oder Halses
nach mehreren Fehlgeburten
Ablauf der Behandlung mit Schilddrüsenhormonen
Durch die Einnahme von Schilddrüsenhormontabletten kann der Regelkreis zwischen Schilddrüse und TSH-Wert wiedereingestellt werden. Die Tabletten müssen über mindestens 6 Wochen in unveränderter Dosierung eingenommen werden, erst dann ist der TSH-Wert wieder aussagekräftig.
Bei Eintreten einer Schwangerschaft müssen die Schilddrüsenhormontabletten unbedingt weiter eingenommen werden. Allerdings muss die Dosierung regelmäßig kontrolliert werden. Die erste Kontrolle der Schilddrüsenfunktion sollte spätestens um die 8. SSW erfolgen.
Schilddrüse & Schwangerschaft
Nach Eintreten einer Schwangerschaft beeinflussen verschiedene Faktoren die Schilddrüsenfunktion: Das Schwangerschaftshormon Beta-HCG wirkt auch auf die mütterliche Schilddrüse. In der Frühschwangerschaft kommt es daher (maximal ausgeprägt in der 10. SSW) zu einer grenzwertigen Schilddrüsenüberfunktion. Bleibt dieser Effekt aus, so steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Fehlgeburt. Bei einer Behandlung mit Schilddrüsenhormontabletten, muss im ersten Schwangerschaftsdrittel bei vielen Patientinnen die Dosierung gesteigert werden.
Empfehlungen:
Patientinnen mit Schilddrüsenerkrankung: Kontrolle um die 8. SSW (TSH, freies T4)
Patientinnen ohne vorbekannte Schilddrüsenerkrankung: Kontrolle um die 10. SSW (TSH, TPO-Antikörper). Bei folgendem Befund sind keine weiteren Kontrollen der Schilddrüse während der Schwangerschaft erforderlich: TSH 0.2 – 2.5 mU/L und TPO-Antikörper negativ. Andernfalls empfehlen wir eine weitere Schilddrüsenabklärung während der Schwangerschaft.
Schilddrüse nach der Geburt: Nach der Geburt kommt es im Rahmen der hormonellen Umstellungen oft zu einer Änderung der Schilddrüsenfunktion. Es kann eine mäßige Schilddrüsenüberfunktion auftreten, die nach Wochen bzw. Monaten in eine oft behandlungsbedürftige Schilddrüsenunterfunktion übergeht. Wir empfehlen unseren Patientinnen mit Schilddrüsenerkrankungen eine Kontrolle des TSH-Wertes drei und sechs Monate nach der Geburt.